von Picturepark Communication Team • März 15, 2018
Der Digital Asset Management-Softwarehersteller Picturepark® hat heute seine neue Brand Identity lanciert. Dieser Schritt markiert eine Anpassung der Marktpositionierung von Digital Asset Management (DAM) zum eher transaktionsbezogenen “Content Routing”.
Das Rebranding-Projekt wurde inmitten des Jahres 2017 mit einer Agentur-Ausschreibung gestartet, aber dann beschloss Picturepark, neue Wege zu gehen. Für das wichtige Projekt wurde schliesslich ein Netzwerk von Freelance-Designern engagiert, geführt von Camil Haemmerli, einem Schweizer Graphikdesigner, und seiner Partnerin, Polina Okean, einer russischen Illustratorin.
Mit 18 Jahren Erfahrung ist Picturepark eine etablierte internationale Marke. Worin bestand für Euch die grösste Herausforderung bei der Entwicklung einer neuen Brand Identity?
Camil: Das Redesign für Picturepark war durchaus eine Herausforderung. Schliesslich haben wir ja kein Corporate Design für ein Startup entwickelt, sondern mussten eine bereits seit Jahren auf dem Markt etablierte Marke überarbeiten und weiter entwickeln. Das Unternehmen hat starke Schlüsselwerte und ist gerade dabei, sich und die DAM-Industrie komplett neu zu erfinden. Unser Ziel war, die zugrunde liegenden Kernprinzipien in eine visuelle Basis zu übersetzen, die sich über die kommenden Jahrzehnte mit der Marke weiter entwickeln kann.
Polina: Auf der illustratorischen Seite bestand die grösste Herausforderung darin, vollkommene Freiheit zu haben, eine von Grund auf neue visuelle Sprache zu erfinden, die sich an die verschiedenen Bedürfnisse des Unternehmens anpasst. Es ging nicht darum, ein paar Illustrationen für eine Homepage zu erstellen. Wenn ich das Briefing vom Kunden erhalte, will dieser üblicherweise, dass ich etwas im Stil einer bereits bestehenden Marke schaffe, die aber nicht dem Kunden gehört.
Was waren Eure Leitlinien bei der Entwicklung des neuen Logos und der Marke?
Camil: Für das Konzept des Logos wollten wir vor allem ein einfaches Symbol finden, das den Aspekt des Content Routing widerspiegelt. Dies ist ein Kernbestandteil der Picturepark Content Platform. Die Idee war, die Daten darzustellen, die von aussen in Picturepark fliessen, wo sie Form annehmen, sowie die Vorstellung von Metadata Layers, die gemeinsam als doppeltes P eine einheitliche Form bilden. Zudem und im Gegensatz zu den meisten Logos besitzt unser Symbol keine geschlossenen Formen, was den “API-first”-Ansatz der neuen Picturepark Content Platform darstellt.
Die Schweiz, das Heimatland von Picturepark, ist für Grafik- und Schriftdesign bekannt. Was ist an dem neuen Logo schweizerisch?
Camil: Das Logo sieht modern aus, mit seinem zeitlosen Monoline-Stil hat es eine fast heraldische Qualität. Seine Einfachheit und die kühne Verwendung von Linien im Symbol sind für mich charakteristisch für modernes Schweizer Design. Dabei hat Schweizer Design die Tendenz zu grosser Farbigkeit — etwas, das Picturepark nicht in seiner DNA hat. Es gibt also Unterschiede. Trotzdem sind wir keinem bestimmten Stil verhaftet; es zählt das Ergebnis und auf das Ergebnis der neuen Picturepark-Markenidentität sind wir wirklich stolz. Im Ernst: Das Picturepark-Logo würde ich auf einem T-Shirt tragen Hoffentlich gibt es bald eins!
Woher nehmt Ihr Eure Ideen und Inspiration?
Polina: Mit inspiriert alles, was mir bei meinen Reisen in Natur und Architektur begegnet. Alle diese Objekte und Erinnerungen bilden eine unendliche Bibliothek, die mir hilft, Elemente zu kombinieren und so immer wieder neue visuelle Ausdrucksweisen zu finden. Meine Illustrationen sind oft organische Formen, die als klare Vektorformen auf das Wesentliche reduziert werden.
Camil: Meine Inspiration stammt zum grossen Teil von den Menschen, die mich umgeben — in der physischen Welt, aber auch über soziale Medien. Jede soziale Interaktion beeinflusst meine nächsten Schritte.
Was ist Eurer Meinung nach der nächste grosse Trend im Grafikdesign?
Polina: Allgemein gibt es eine deutliche Bewegung zum Motion Design. In der Vergangenheit wurde das Grafikdesign als Arbeit an statischen Layouts angesehen, aber die Grenze zwischen Grafikdesign und Motion Design verschwimmen immer mehr. Es wird schwerer, mit rein statischen Illustrationen noch aufzufallen, selbst wenn diese ausserordentlich gut ausgeführt sind. Logos, Illustrationen, Design-Portfolios und Arbeiten für soziale Netzwerke werden immer häufiger animiert.
Camil: Ein weiterer Trend im Designprozess ist eine Verschiebung der traditionellen Beziehungen zwischen Kunde und Agentur — oft über viele Jahre gewachsen — hin zur Arbeit in Projektteams, die sich im Laufe der Zeit ganz nach Bedarf verändern. Das klingt einfacher, als es tatsächlich ist. Schliesslich kann das Verständnis, dass eine gute Agentur über die Jahre für einen Kunden entwickelt hat, nicht einfach für jeden Job durch Freelancer ersetzt werden. Ich glaube, Unternehmen müssen das berücksichtigen, indem sie starke Markenfürsprecher einstellen oder innerhalb des Unternehmens entwickeln. Diese müssen offen genug sein, mit einem Team aus Freelancern zu arbeiten, das die Unternehmensvision in ein ansprechende visuelle Ergebnisse übersetzt, die sich schneller verändern, als je zuvor.
Die heutige Welt wird von Content dominiert, der rastlos auf allen Kanälen kommuniziert wird, personalisierter denn je, aber nicht wirklich “persönlich”. Welchen Rat gebt Ihr Unternehmen, die sich abheben wollen?
Camil: Dafür gibt es kein Rezept, denn wenn es das gäbe, wäre es schon nichts Besonderes mehr. Am wichtigsten ist es, couragiert zu sein, unvoreingenommen und zuverlässig bei der Kommunikation mit allen Beteiligten. Heutzutage muss man vor allem “authentisch” sein, besonders bei der Flut an Informationen, von denen viele auch noch falsch sind. “Menschlich sein” ist ein weiteres wichtiges Unterscheidungsmerkmal in einem hochkommerzialisierten und immer stärker digitalisierten Leben.
Welche Design-Werkzeuge benutzt Ihr und warum?
Camil: Für das Konzept verlasse ich mich immer noch gerne auf mein Skizzenbuch. Bei der Software sehe ich eine Veränderung vom jahrzehntelangen Monopol von Adobe zu frischen und neuen Apps, die fast wöchentlich erscheinen. Ich versuche zwischen beiden Kategorien ein Gleichgewicht zu halten. Habe ich keinen Zugriff auf einen Computer, ist meine Waffe der Wahl immer noch die Sprühdose.
Polina: Die Liebe zu Vektoren hat mich eigentlich schon immer begleitet, aber ich wachse mit der gestellten Aufgabe. Bei meinen eigenen Werken mag ich den Kontrast zwischen manuellen und digitalen Techniken. Zum Beispiel skizziere ich oft auf meinem iPad und baue das Ergebnis dann mit der Sprühdose an einer Wand oder mit Markern auf einer Leinwand nach.
Wie organisiert Ihr Eure kreative Zusammenarbeit, wie speichert Ihr Eure Dateien und tauscht sie mit Kunden aus?
Polina: Zum schnellen Austausch von Bildern und für Chats untereinander benutzen wir oft Telegram. Das ist ein gut gemachter Messenger mit einer Menge Features, die beim beliebten WhatsApp fehlen. Hierzu gehört zuallererst eine deutlich bessere Desktop-Erfahrung, sowie die Möglichkeit, auch grosse Dateien sofort zu verschicken. Für die Arbeit mit Kunden benutzen wir Google Drive und Docs.
Ihr habt beide bereits in Festanstellung, aber auch als Freelancer gearbeitet. Welcher Arbeitsmodus gibt Euch mehr Freiheit für kreative Projekte?
Polina: Ich organisiere meinen Tag gerne unabhängig. Wenn ich mit einer Aufgabe nicht weiterkomme, will ich nicht gezwungen sein, ohne die nötige Menge an Inspiration daran weiter zu arbeiten. Ich gehe dann lieber eine Weile spazieren und komme dann mit einem klaren Kopf zurück.
Camil: Ich arbeite auch gerne als Freelancer. Trotzdem vermisse ich es manchmal die Diskussion mit Profis, von Mensch zu Mensch im gleichen Raum. Das kann Motivation und Inspiration bringen und eröffnet die Möglichkeit, Neues zu lernen. Trotzdem ist die Partnerschaft mit Polina auf persönlicher wie auf beruflicher Ebene, und die fehlende Notwendigkeit, beides voneinander zu trennen, eine ideale Situation und eine klare Wahl dafür, Freelancer in einem virtuellen Netzwerk zu bleiben.
Ihr habt die Welt als Design-Nomaden bereist und arbeitet dabei oft “remote”. Was kommt als Nächstes?
Camil: Ich bin auf fast schon peinliche Weise spontan. Deshalb kann ich kaum sagen, wo ich in einem Jahr sein werde. Vielleicht gehe ich nach einem Sommer in St. Petersburg für einige Zeit nach Kolumbien…
Polina: Wollten wir nicht nach Bali? Da gibt es reichlich Inspiration für unsere Arbeit! Wo immer wir hingehen, für unsere Kunden arbeiten wir genauso engagiert, als wären wir vor Ort.
Camil Haemmerli (Website) studierte Grafikdesign an der ECAV in der Schweiz und arbeitete selbstständig und in Agenturen auf der ganzen Welt. Camil stammt und lebt gegenwärtig in Aarau, Schweiz. |
Polina Okean (Behance) studierte Design-Strategie at der Stieglitz University of Arts and Design und arbeitet als freiberufliche Illustratorin mit verschiedenen russischen und internationalen Agenturen. Polina lebt in St. Petersburg, Russland. |