von Matthew Jones • Feb. 19, 2019
Am 15. Februar 2019 erschien die neue Content Platform. Das nehmen wir zum Anlass für ein Treffen mit Picturepark-CEO Ramon Forster. Wir erfahren mehr über das neue Produkt, seine Features, warum der “API First”-Ansatz so wichtig ist, über das Überschreiten von Branchengrenzen, persönliche Erkenntnisse und vieles mehr.
Picturepark hat seine Wurzeln im DAM-Bereich. Jetzt gibt es aber ein neues Produkt. Heisst das, Sie bieten keine Lösungen mehr für DAM-Anwendungen an?
Digital Asset Management bleibt einer unserer wichtigsten Märkte. Die Content Platform eignet sich hier hervorragend als skalierbarer “Single Point of Truth“ für alle dateibasierten Inhalte. Die Content Platform geht jedoch über diese klassischen Einsatzgebiete mit Dateien hinaus und bietet vielfältige Möglichkeiten, auch dateilose Inhalte, die wir als “virtuellen Content” bezeichnen, zu managen.
Die Content Platform geht über klassischen Einsatzgebiete mit Dateien hinaus und bietet vielfältige Möglichkeiten, auch dateilose Inhalte zu managen
Virtueller Content und dazugehörige Picturepark Listen sind für viele erweiterte Anwendungsfälle hervorragend geeignet. Hierzu gehört beispielsweise die Speicherung von Produktdaten — Dinge, die man normalerweise in PIM-Anwendungsbereichen findet. Oder die Strukturierung vielseitiger Content-Typen, die an Digital Signage Terminals weitergereicht werden, wofür üblicherweise Headless Content Management oder andere spezialisierte Systeme eingesetzt werden.
Worin liegt dann der Unterschied zu einem DAM?
Im Gegensatz zu vielen anderen DAM-Anbietern folgen wir sicherlich nicht dem MRM/MOM/Creative Operations-Entwicklungspfad. Daher verzichten wir konsequent auf “Herzeig-Features” wie den Adobe CS Connector oder den Review Manager, welche nett anzusehen, aber selten wirklich eingesetzt werden – und darüber hinaus von Dropbox, Google und Adobe gemeistert werden (sieh nur, was Adobe letzte Woche mit AssetLink veröffentlichte). Natürlich besteht weiterhin die Möglichkeit, solche Erweiterungen zu entwickeln oder zu integrieren wobei wir bei interessanten Ideen eng mit unseren Kunden und Entwicklungspartnern zusammenarbeiten.
Ausserdem überlegen wir, die Unterstützung für umfassende Bild- und Videokonvertierung weiter einzuschränken. Der Grund ist, dass weiter nachgelagert in der digitalen Content-Lieferkette CDNs wie Akamai und Fastly oder Proxy-Systeme wie Cloudinary dies für wesentlich besser adressieren.
Wir haben auch nicht vor, uns auf einen lokalen Nischenplayer im DAM-Geschäft zu beschränken und schliesslich das Geschäft aufzugeben, nachdem wir verbleibenden Kunden “gemolken” haben. Und statt Aufholjagd zu spielen, haben wir mit Weitblick grosse Geldsummen in zukünftige Jahrzehnte investiert, und die Picturepark Content Platform entwickelt.
Was unterscheidet Picturepark von seinen Mitbewerbern?
Unsere langfristige Vision und die Art, wie wir uns dafür einsetzen: Die Entwicklung von Produkten, die dafür geschaffen sind, Bestehendes zu überdauern und an Leistung zu übertreffen.
Es die einmalige Kombination vielseitiger Möglichkeiten, die die Grenzen üblicher Branchenkategorien überschreiten, welche die Picturepark Content Platform auszeichnen
Bezogen auf die neue Picturepark Content Platform ist es die einmalige Kombination vielseitiger Möglichkeiten, die die Grenzen üblicher Branchenkategorien, wie DAM, PIM, MDM und Headless Content Management überschreiten. Es ist unser konsequenter Fokus auf das Modellieren von Content und Metadaten, seien diese nun einfach oder hochkomplex – was auch immer das Ziel heute und in Zukunft vorgibt. Wir geben unseren Kunden und Partnern die Freiheit, diese Möglichkeiten bestmöglich einzusetzen, um Systeme zu integrieren, Microsites zu erstellen und ihre eigenen Lösungen und Produkte zu entwickeln. Die Content Platform ist das hierfür nötige technologische Fundament.
Aber gibt es nicht schon viele Systeme, die grossartig aussehen und behaupten, die gleichen Fähigkeiten zu besitzen?
Sicher gibt es viele Systeme da draussen, und ich behaupte sogar, dass viele auf den ersten Blick ungemein ansprechend wirken. Blickt man allerdings genauer hin, fällt schnell auf, dass sie eine Menge unnützes Beiwerk mitbringen, das gar nicht benötigt wird. Das gilt besonders für die Erfüllung der eigentlich wesentlichen Aufgaben. Dieser zusätzliche “Schnickschnack” kann sogar ein Hindernis sein, sobald anspruchsvolle und Last-intensive Aufgaben erledigt werden müssen. Dann fällt plötzlich auf, dass man sich eigentlich auf das Wesentliche hätte konzentrieren sollen: Content sauber auszuspielen und zu integrieren, voll skalierbar und automatisiert.
Ich kenne nur sehr wenige Systeme, die als so modern, performant und vielseitig bezeichnet werden können, wie die Picturepark Content Platform, und nicht Unmengen an Geld kosten.
All dies ist, glaube ich, übrigens recht gut in unserem Picturepark Manifesto zusammengefasst.
Sie betonen den “API First”-Ansatz. Heisst das, die Content Platform ist nicht für Menschen gemacht?
Nein. Die Content Platform umfasst eine sorgfältig entwickelte Benutzeroberfläche. Hiermit können Benutzer Content erstellen, exportieren, und per E-Mail verteilen oder als Embed integrieren. Content und Metadaten können modelliert oder die Content Platform administriert werden. Dabei müssen Menschen die API überhaupt nicht verwenden: sie können die Content Platform als voll funktionsfähiges Content System einsetzen, ohne auch nur eine einzige Zeile Code schreiben zu müssen.
Noch viel mehr kann über die API erledigt werden – sogar viele tausendmal schneller, als für einen menschlichen Benutzer jemals möglich
Aber alles dies und noch viel mehr kann auch über die API erledigt werden – sogar viele tausendmal schneller, als für einen menschlichen Benutzer jemals möglich. Dafür ist natürlich etwas Entwicklung nötig. Diese wird aber stark erleichtert, weil sowohl unsere API, als auch das dazu gehörige SDK gut dokumentiert sind.
Wir gehen davon aus, dass automatisierte und integrierte Lösungen in der Zukunft immer entscheidender werden. Daher spielen diese kleinen Investitionen in Entwicklung im Vergleich zu den zahllosen Stunden, die auf lange Sicht gespart werden, eine sehr marginale Rolle.
Die Veröffentlichung der Picturepark Content Platform war ursprünglich für 2017 angekündigt. Jetzt haben wir 2019. Was ist passiert?
Wir mussten einige Schlüsselpositionen in unseren Produktteams neu besetzen. Dafür mussten die richtigen Menschen gefunden und teams neu organisiert werden. Das hat eine beträchtliche Zeit gekostet, weil die Entwicklung von Enterprise Software wie die Picturepark Content Platform sehr komplex ist, und viel Vorwissen und Einarbeitungszeit benötigt.
Zudem hat sich der Umfang im Laufe der Zeit verändert. Wie in der Softwareentwicklung häufig der Fall, führte dies, verstärkt durch Wechsel im Team, zu Fehleinschätzungen. Technologien ändern sich heute sehr rasch, deshalb mussten nach einer gewissen Zeit auch Kerntechnologien überarbeitet und Code refaktoriert werden — was ebenfalls Zeit kostet.
Nicht zu vergessen, dass wir ausserdem bereits ein Produkt haben, dass von anspruchsvollen Anwendern benutzt wird, und das wir ebenfalls pflegen und verbessern müssen, was Ressourcen bindet.
In dieser “Falle” waren für einige Zeit gefangen. Ich glaube, niemand schafft es, komplexe Software exakt zum geplanten Termin fertigzustellen, aber wir arbeiten daran. Und unsere Erfolgsaussichten sind besser als je zuvor, besonders mit dem grossartigen Team von Senior-Entwicklern, das wir heute haben.
Vier Jahre Entwicklungszeit sind teuer. Ist dies, bezogen auf das Potenzial, den Aufwand wert?
Ich denke schon. Schauen Sie: die Menge an Content (und Daten!) wächst ständig. Dieser muss verwaltet und an verschiedene Orte geroutet werden. Oft fehlt diesem Content jedoch der Kontext, soll heissen: es fehlen reichhaltige Metadaten und die nötigen Querverbindungen, damit der Content hilfreich und verständlich ist, gefunden und wieder oder richtig verwendet werden kann.
Oft fehlt Content der Kontext, soll heissen: es fehlen reichhaltige Metadaten und die nötigen Querverbindungen.
Um das Potenzial von strukturierten Daten besser verstehen zu können, nehmen wir “Künstliche Intelligenz” (KI) als Beispiel – meiner Meinung nach ein echter “Game Changer”. Um ihre “Magie” entfalten zu können, benötigt KI “Structured Content Management Systeme” mit flexiblen Datenmodellen, von welchen sie strukturierte Daten beziehen, darin ablegen oder darüber austauschen kann – hoch skalierbar per API.
Aus diesen Gründen bin ich davon überzeugt, dass wir in die richtige Richtung steuern. Selbstverständlich werden wir jetzt den Beweis dafür antreten müssen, dass sich unsere Investitionen wirklich lohnen. Dies alles ist für mich Teil des wohl aufregendsten Abenteuers meiner beruflichen Laufbahn.
Kannst Du uns uns sagen, was Du anders machen würdest, welche persönlichen Herausforderungen es gab, und was Du gelernt hast?
Zunächst einmal glaube ich nicht, dass es in absehbarer Zeit noch einmal die Gelegenheit gibt, ganz von vorne anzufangen. Die Picturepark Content Platform legt ein äusserst solides Fundament für zukünftige Generationen.
Die passenden Leute müssen entschlossen die richtigen Dinge tun, und sich dann darauf konzentrieren, dies auch richtig zu machen
Zweifellos waren die vergangenen Jahre persönlich eine Herausforderung. Eine allumfassende Vision über einen so langen Zeitraum beizubehalten, ist alles andere als einfach. Das gilt besonders, wenn man das Wachstum eines bereits vorhandenen Geschäfts nicht aus den Augen verlieren darf, während der Druck von allen Seiten ständig steigt. Das führt natürlich zu Zielkonflikten und Zweifeln. Gerade deshalb ist es wichtig, diszipliniert, aufrichtig und auf eine starke Vision fokussiert zu bleiben, auch wenn das alleine noch nicht die nötige Motivation schaffen kann. Ein starkes, kollegiales Team und die Unterstützung durch Freunde und Familie sind eine enorme Hilfe, in solchen Situationen am Ball zu bleiben.
Ich habe auf dem Weg viele Dinge gelernt. Was mir dazu sofort einfällt, klingt selbstverständlich: die passenden Leute müssen entschlossen die richtigen Dinge tun, und sich dann darauf konzentrieren, dies auch richtig zu machen. Dafür brauchen diese Menschen eine gemeinsame Kultur und ein Ziel, für das sie sich persönlich einsetzen, wobei sie gleichzeitig ehrlich bleiben müssen, um auch unschöne Dinge beim Namen zu nennen. Nur so sind wir in der Lage, herausragende Produkte für Kunden herzustellen, die eine langfristige und nachhaltige Lösung suchen, und nicht nur einen weiteren schnellen Erfolg.