Faceted Taxonomies

Die Gestaltung von Taxonomien für das digitale Content Management entspricht nicht genau der traditioneller Taxonomien – Computer sind einfach flexibler als die Regale einer Bibliothek. Digitale Inhalte können an zwei oder gar mehr Plätzen gleichzeitig sein.

Darüber hinaus bedeutet die Fähigkeit, Inhalte auf der Grundlage von Taxonomie-Facetten zu finden, dass tief verschachtelte Taxonomien deutlich seltener erforderlich sind.

Betrachten Sie die folgende hierarchische Struktur:

Inhalte

↳ 2015

↳ Marketing

↳ Anzeigen

↳ Produkte

↳ Services

Diese Struktur ist, einmal kurz erklärt, leicht verständlich: „Wir organisieren Inhalte nach Jahr, dann Abteilung, dann Typ, dann….“

Diese Struktur mag für einige Benutzer komfortabel sein – andere Nutzer sehen Sie unter Umständen als Hindernis. So könnten sich Mitglieder des Marketingteams ärgern, dass sie immer die Kategorie „Jahr“ auswählen müssen, um Marketinginhalte zu finden. Andere könnten bestimmte Werbemittel benötigen, ohne das jeweilige Jahr zu kennen.

Was solche hierarchische Organisationsformen noch schlimmer macht: Zu jedem Jahreswechsel muss die gesamte Unterstruktur neu angelegt werden.

Im Gegensatz dazu bietet die facettierte Organisation die Möglichkeit, die hierarchischen Anforderungen aufzuheben und noch flexiblere und offensichtlichere Ergebnisse zu erzielen. Durch den Klick auf relevante Checkboxen fokussieren die Benutzer auf die Ergebnisse, die sie brauchen – oft ohne Kenntnis der umfassenden Taxonomie. Wenn eine Facette für eine bestimmte Suche nicht relevant ist, kann sie einfach ignoriert werden (wenn zum Beispiel das Jahr nicht wichtig ist).

Unten finden Sie die Taxonomie von vorhin mit zusätzlichen Optionen in einem facettierten Modell. Diese Struktur erfordert praktisch kein Training, keine Kenntnisse. Facettierte Taxonomien laden die Nutzer ein, zu experimentieren. Das Klicken durch hierarchische Taxonomien ist hingegen schnell ermüdend und frustrierend – es ist oft schwierig, sich an all die Zweige des Baumes zu erinnern, die man bereits besucht hat.

Jahr

↳ 2015

↳ 2014

Abteilung

↳ Marketing

↳ Support

Typ

↳ Anzeige

↳ Produkt

↳ Services

Bei einem facettierten Ansatz für eine Taxonomie wird für jedes Jahr, für jede neue Abteilung oder jeden neuen Content-Typ nur ein einziger neuer Tag benötigt.

Berücksichtigt werden muss hingegen der „und/oder“-Aspekt jeder Facette. Wenn etwa im Beispiel oben 2014 und 2015 ausgewählt werden, bedeutet dies sowohl „finde Assets, die in 2014 oder 2015 angelegt wurden“ als auch „finde Assets, die in 2014 und 2015 angelegt wurden“.

Einige Content-Systeme bieten nicht beide Optionen an, damit sind ihre Facetten immer entweder „und“ oder „oder“ – dies kann zu Verwechslungen führen. So könnte ein Nutzer beispielsweise erwarten, Assets aus jedem Jahr zu sehen, oder er sieht bei der Auswahl beider Optionen nichts, da kein Asset in beiden Jahren entwickelt wurde.

Das ist natürlich ein Aspekt der Benutzererfahrung, der „User Experience“. Es ist durchaus möglich, dass ein System anzeigt, welche Boolesche Funktion in einer facettierten Gruppe berücksichtigt wird. Die Herausforderung dürfte darin bestehen, ein System zu finden, dessen Designer den Wert eines solchen Vorgehens verstanden haben

Bei der Entwicklung von Taxonomien für physische Objekte und Räume ist die Facettierung keine Option. Aber bei der Gestaltung von CMS- und Digital Asset Management-Systemen ist es wichtig, über all ihre Vorteile nachzudenken.

Dieser Auszug aus dem Buch Metadata for Content Management wird mit Genehmigung seines Autors David Diamond
veröffentlicht, dessen Urheberrecht davon nicht berührt wird. Weitere
Auszüge werden von Zeit zu Zeit im DAM Innovation-Blog von Picturepark
veröffentlicht werden. Das Buch ist über Amazon erhältlich.